Ein langer Tag heute mit vielen Kilometern, aber von Idylle zu Idylle. Und vielen kleinen Abenteuern.

Wir sind tatsächlich früh los (für unsere Verhältnisse), so kurz nach 9. Aber bevor wir ganz losgefahren sind, wollten wir noch ‚kurz‘ Wasser auffüllen. Also los zum Wasserschlauch, für 50 Cent bekommt man 12 Minuten lang Wasser.

Die ersten 50 Cent eingeworfen, und Lottje gluckert und gluckert, aber ist noch lange nicht voll. Nochmal 50 Cent, weitere 12 Minuten – zwischenzeitlich ist es kurz vor 10 Uhr, und Lottje hätte immer noch Durst. Das könnte dauern, aber wir beschliessen, hier jetzt nicht weitere 30 Minuten Wasser zu tanken, sondern loszufahren.

Also wieder ausgefädelt, die Leemvaart zurück, dann an der Kabelfähre links in die Zwolse Vaart.

Es ist unheimlich schön, durch diesen dichten Wald mit für hiesige Verhältnisse vielen Hügeln zu fahren.

Sehr friedlich, immer wieder Reiher, Enten und andere Vögel am Ufer.

Und irgendwann steht dann sogar noch eine Sauna am Ufer.

Wenig später hört der Wald auf, und Felder fangen an.

Nach kurzer Zeit kommt in Marknesse die erste Schleuse des Tages. Wie wir ankommen, bekommen wir direkt rot-grünes Licht, und wir fahren in die Schleuse – es geht ein bisschen nach unten, kein Vergleich zu der Schleuse gestern (oder denen, die heute noch kommen werden!)

Weiter bis nach Emmeloord, wir sind fast die meiste Zeit alleine unterwegs, ganz selten sehen wir ein anderes Boot. In Emmeloord müssen wir durch 3 Brücken, die in der Karte mit 2.5, 2.6 und 2.4m Durchfahrtshöhe angeschrieben sind. In der App steht 2.4, 2.5, und 2.6m – und in der Realität kommen wir knapp unter der ersten Brücke durch mit gelegtem Mast, bei der zweiten müssen wir stoppen und den Versuch abbrechen, da ist höchstens 2.40m Luft unter der Brücke (und Lottje ist 2.45m hoch) – der Brückenwärter erbarmt sich, und hebt die Brücke ein bisschen an.

Wie wir an die dritte Brücke kommen, geht per Lautsprecher eine Ansage an uns durch, die wir leider nicht verstehen. Der Brückenwärter sitzt im Häuschen, und reagiert auf unsere ‚Nicht verstehen‘-Gestik mit einer weiteren Lautsprecherdurchsage, von wegen hier sind 20 cm mehr Platz (glaub ich zumindest). In jedem Fall fahren wir unter der geschlossenen Brücke durch, winken nett, und tuckern weiter, die Urker Vaart entlang.

Lottje macht so wenig Wellen, dass sogar Papa Schwan weiterschläft wie wir vorbeifahren.

Durch Tollebeek und die Tollebeekerbrücke durch, die für uns geöffnet wird, dann kommen wir nach Urk. Die App zeigt uns eine Baustelle an einer Brücke, und wir sind nicht sicher, ob wir wieder umkehren müssen. Wie wir näher kommen sehen wir, dass die Brücke für Autos ein Problem ist – für uns steht sie offen.

Kurz darauf kommt die nächste Brücke, und da stehen wir sehr lange. Da aber überall Tafeln sind, man könne die Brückenbedienung per App (ab Herbst 2022) oder per Telefon anfordern, versuchen wir es per Telefon.

Nicht ganz logisch, aber man wird durch ein Menü geleitet, 2 für Schleuse, 3 für Brücke, dann kann man die Brücke auswählen (3 für die Zwolsebrug wo wir liegen), und dann die Ankunftszeit (1 für in den nächsten 5 Minuten (wir stehen da ja schon)) – und tatsächlich, kurz drauf bekommen wir rot-grün, und die Brücke geht auf.

Ein paar hundert Meter weiter ist die Urker Schleuse, und dort geht gerade die Tür auf (allerdings ist noch rot), es kommt ein Boot heraus.

Nachdem es durch ist, haben wir grün und können in die Schleuse. Es geht nach oben – und es sieht bedrohlich aus, in dieses Loch zu fahren. Gut sind wir alleine!

Wir sind drin, und haben unsere Leine an den Führungsseilen eingefädelt, der Skipper hat den Bootshaken um Abstand halten zu können.

Erst passiert mal nichts, und wir überlegen, ob man uns vergessen hat. Das Boot, was aus der Schleuse kam, bekommt die Brücke geöffnet. Und bei uns passiert: nichts.

Dann gehts doch los. Es klingelt zur Warnung, dann schliessen sich die Tore hinter uns.

Das Wasser kommt, und es geht 5.5 m in die Höhe.

Yup, das ist das Tor, das sich hinter uns geschlossen hatte… dann gehen die Schleusentore vor uns auf, und wir können die Schleuse verlassen.

Wir kommen in den Hafen von Urk, und sind sehr froh, ist Sonntag und nichts los.

Die Karte zeigt, dass die Passantenplätze belegt sind, deshalb beschliessen wir, den ruhigen Tag zu nutzen, und statt in Urk zu bleiben, direkt weiter über das Ijsselmeer nach Lemmer zu fahren. Es ist jetzt kurz nach 2, wir denken, wir brauchen 3 Stunden nach Lemmer, also sind gegen frühen Abend dort, genug Zeit, um zu schauen, ob wir einen Liegeplatz im Ort finden, oder noch weiterfahren. Und ist ja lange hell!

Also erstmal den Bojen nach aus dem Hafen raus, dann versuchen, sich zu orientieren – was nicht einfach ist, weil – da ist nichts, nur Wasser!

Einzig die Windräder bieten etwas Orientierung.

Nur sind die in der Karte nicht eingezeichnet, und in der App nur manchmal sichtbar. Aber irgenwann haben wir unseren Kurs gefunden, sehen zwei Dickschiffe, und ein paar einzelne Segler, und fahren so dahin.

Zwischendurch lös ich den Skipper ab, und fahr ein bisschen.

Nach 2 1/2 Stunden sind wir vor Lemmer, und wir suchen uns unseren Weg zur Lemstersluis – die grosse Schleuse am Prinses Margrietkanaal wollen wir uns dann, trotz Sonntag und keinen Dickschiffen, nicht antun.

In Lemmer dann unter viel Publikum in die Schleuse, nachdem wir erstmal 7 Euro Schleusen- und Brückengeld zahlen mussten.

Die Schleuse hat nach einem engen Tor ein riesiges Becken, wo viele Menschen oben stehen, und schauen. Es geht ganz unspektakulär höchstens 40 cm nach unten, was von einem anwesenden badischen Paar mit ‚lohnt ja gar net‘ kommentiert wird.

Nach den Schleuse liegen die ersten Schiffe schon im Doppelpack, wir lassen uns die erste Brücke öffnen, und auch die zweite, und sehen, Lemmer ist voll, das wird nichts.

Wir fahren durch, und überlegen, wo wir anlegen wollen – erste Möglichkeit laut Karte ist in der Grutte Brekken, durch die der Prinses Margrietkanaal führt. Wir sehen ein paar Marekritte-Bojen, und eine Anlegemöglichkeit an einer Insel direkt neben der Wasser-Autobahn, und wir beschliessen, noch ein bisschen weiterzufahren. Wir nehmen die Abzweigung in die Follegeatsleat, lassen uns noch die Follegabrug öffnen (da gibts wieder einen Knopf, den man drücken soll – ich bin mir ganz sicher, dass da jemand Videos macht, wie Menschen in Booten mit Bootshaken versuchen, den Knopf zu treffen. Gut ist mein Skipper mit Lottje gemeinsam Meister im milimetergenauen Fast-Stehenbleiben, und ich treffe den Knopf auf den ersten Versuch.)

Dann sind wir im Tjeukemeer – da wollten wir eigentlich Dienstag abend sein! Aber egal, wir nehmen Kurs auf eine Insel, an der viele Liegeplätze eingezeichnet sind.

Dort angekommen, suchen wir uns den schönsten Platz aus (ein Steg ohne Landanschluss, allerdings in Sichtweite eines meditierenden älteren Herren (sein Boot, wohl ein Segelboot, liegt auf der anderen Seite der Insel, und er fühlt sich sehr gestört durch uns, und bricht seine Meditation auf dem superniederen klappbaren Campingstuhl ab).

Es ist wieder absolut idyllisch!

Und natürlich gibts wieder einen besonders kitschigen Sonnenuntergang!

Der Tag auf der Karte, knappe 66 km: