Ausgeschlafen, gemütlich gefrühstückt, Route bestimmt und dann los – heute wollen wir über Warten in die Oude Venen, und von dort weiter grob Richtung Süden.

Aber zuerst wieder wie gestern um Warga herum, aber statt über das Aquaedukt Richtung Leeuwarden geht’s weiter nach Warten. Genau um 12:05 Uhr kommen wir vor der Brücke an – und natürlich ist Mittagspause – es musste ja so kommen, das heisst Warten auf die Brücke in Warten.
Wunderschöne Anlegeplätze vor der Brücke, und wir sind die ersten 😉
Gerade angelegt kommt bereits das nächste Boot, legt vor uns an, auf kurze Rückfrage versichern uns die netten Holländer, dass die Brückenpause bis 13:00 Uhr geht – sie würden sich jetzt mal einen Kaffee machen.

Wir nutzen die Gelegenheit, uns das Örtchen zu Fuss anzuschauen, und vor allem die Brücke selber, die vom Boot aus sehr schmal aussieht, und der Skipper ist sich sicher, dass das Boot da nie durchpasst. Dreimal die Brücke abgelaufen und Schritte gezählt – die Karte sagt 7m, und es sind 8 Schritte, aber trotzdem sieht es viel zu eng aus. Aber hinter der Brücke ist ein nettes Cafe, erstmal einen Kaffee trinken, und eine Kleinigkeit zu Essen – warme Waffeln mit Erdbeeren und Schlagsahne – Zucker kann im Moment nicht schaden. Den Kellner gefragt, wie breit die Brücke ist, er schätzt ungefähr 6 Meter vielleicht? 🙂

Kurz vor 13 Uhr dann, ein Boot in unserer Grösse kommt vor der Brücke an.
Na, dann schauen wir erst mal, wie es bei dem klappt. Die Ampel schält von Doppel-Rot auf Rot, dann auf Rot-Grün, und die Yacht nimmt langsam Fahrt auf. Die Brücke hebt sich, ein Holzschuh schwingt auf den Kletteraffen (Verzeihung, einem Crew-Mitglied der anderen Yacht) zu, das Brückengeld wechselt den Besitzer, und der Skipper des anderen Bootes zirkelt (mit Bug- und Heckstrahlruder) durch die geöffnete Brücke. Also gut, wenn der das kann, können wir das auch. Aber zuerst kommt eine Lawine an Booten aus der anderen Richtung – Yachten aller Grössen, mit Besatzungen aus aller Herren Länder, und immer schwingt der Holzschuh passgenau hin und her. Nachdem sich der Verkehr ein bisschen gelegt hat, legen wir ab, und nehmen die Brücke selber in Angriff. Locker, links und rechts genug Platz, die Brückenwärterin mit einem freundlichen Lächeln und Winken, und grosser Übung im Holzschuh schwingen – keine Notwendigkeit, mit dem Bootshaken zu angeln, die Dame kennt sich aus.

Unter der nächsten Brücke passen wir locker durch, tuckern gemütlich Richtung Oude Venen als uns von links die Radfähre verfolgt. Durch das Oude Venen, ein Naherholungsgebiet, entlang der Fahrrinne durch die Tonnen, mit beunruhigenden Echolot-Angaben, so dass wir uns entscheiden, keine Ausflüge nach links oder rechts zu machen. Gemütlich durchgetuckert, wollen wir am Ende des Kanals einen Marekritte-Platz zum Pause machen suchen. Plötzlich eine Brücke, die wir nicht auf dem Radar hatten (genau ausserhalb der Detailzeichnung des Gebiets auf der Karte) – und laut der Messlatte sollten wir durchkommen ohne dass die Brücke öffnet, aber es könnte eng werden. Kletteraffe legt den Mast um, und sitzt oben, um zu schauen, wie knapp es wird – der kleine Fahnenmast mit der Friesland-Flagge vorne sollte der höchste Punkt am Schiff sein, wenn der Mast abgebaut ist, und da haben wir ungefähr eine Handbreit Platz übrig. Also langsam weiter. Und tatsächlich – wir passen durch (aber Wellen hätten keine kommen dürfen).
Die Brücke ist geschafft, und wir wollen jetzt anlegen – aber obwohl die Karte 160 Wassertiefe angibt, sagt uns das Echolot wieder, dass wir bald auf Grund laufen – Übung abgebrochen, nach rechts, wo die nächsten Plätze angezeigt werden. Am ersten Platz eine Familie mit spielenden Kindern, also schauen wir weiter. Die anderen beiden Plätze mit einem Boot jeweils so in der Mitte, dass kein zweites Boot daran Platz findet – also zurück zum ersten Platz, mit einem entschuldigenden Lächeln für die Familie legen wir vor ihnen an.

Wir sind ziemlich geschafft, und bei einer Tasse Kaffee entscheiden wir uns, dass wir hier für die Nacht liegen bleiben, obwohl es erst ½ 4 ist. Aber das gibt uns Zeit, die weitere Route zu planen, die letzten Tage zu dokumentieren, und einfach die Landschaft zu geniessen, und uns auszuruhen. Der Wind ist recht stark vom Land her, deshalb sichern wir die Leinen noch einmal, setzen uns aufs Vorschiff, und schauen dem Treiben auf dem Wasser zu – jede Menge Yachten, Segelboote aller Grössen, inklusive einer Segelschule mit 4 kleinen Booten für Kinder (edit: der Skipper sagt das waren Jollen), es ist echt schön einfach zuzuschauen. Abendessen in der Plicht, und gemütlich den Tag ausklingen lassen im Salon, und den Sonnenuntergang über dem Schilf geniessen.