Es regnet immer noch als wir aufwachen. Wir entscheiden uns, etwas zurück zu fahren, und dem Wegweiser (ja, auch auf dem Wasser gibt es Wegweiser) ‚Staande Mastroute‘ zu folgen, in der Annahme, wo Segelschiffe mit stehendem Mast durchkommen, sollten auch wir das schaffen mit unseren 2.55 m Höhe. Und im Irrglauben, es kommen wenige oder eben bloss hohe Brücken. Von wegen.

Kommen trotzdem jede Menge, und jedesmal turnt der Bootsaffe (also ich) an der Seite des Boots nach vorne, um den Masten umzulegen, und nach der Brücke wieder aufzustellen. Könnte ohne Nieselregen mehr Spass sein, ausserdem ist trotz Bootsschuhen das Ganze eine etwas rutschige Angelegenheit.

Über unser erstes Aquaedukt sind wir drüber, bevor wir es überhaupt merken, dass wir oberhalb einer Strasse durchfahren. Dann stellen wir fest, dass unsere Kamera, die wir extra mitgenommen haben, nicht will – insofern, weniger Bilder, und wenn dann nur mit dem Mobile.
Weiter geht’s durch unsere ersten Tonnen. Pro-Tip: Zwischen den Tonnen durchfahren, wie vorgesehen, die sind aus einem Grund da (bzw. der Grund ist sehr nah ausserhalb des durch Tonnen markierten Fahrwassers).
Weiter Richtung Leeuwarden – netterweise sehen wir wieder Wegweiser, die erzählen, die nächste rechts wäre Leeuwarden Oost, zwei Abzweige weiter ist Leeuwarden Centrum und weiter mit der Staande Mastroute.

Ein paar Brücken, viel Winken (jedes vorbeikommende Schiff grüsst, ist wie früher beim Motorradfahren), viele Brücken und einige Zeit weiter stehen wir vor der ersten von vielen niedrigen Brücken in Leeuwarden.

Der Verkehr auf dem Wasser ist vergleichsweise viel, und wir entscheiden uns, erstmal anzulegen, und uns die Sache von Land aus anzuschauen. Wir finden heraus, dass es Pausen bei den Brückenöffnungszeiten gibt, und sehen, wie die Boote – Motoryachten und Segler – vor der Brücke ‚anstehen‘, bis die Brücke aufgemacht wird, und jeweils ein Schwung durchkommt.
Erstmal auf’s Boot zurück und einen Kaffee getrunken gegen die Verzweiflung – das Ganze sieht echt schwierig aus (und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das wohl wäre, wenn das Mehrfache an Booten das an einem schönen Sommerwochenende versucht).

Uns ist es zu stressig – was wenn wir in der Mitte der Stadt gefangen sind, weil wir die nächsten Brücken in der Pause erwischen? Und keinen Anlegeplatz finden (die Homemade braucht Platz, den es vor allem in Orten nicht immer gibt, oft sind die Passantenplätze bis 12 m)? Auf jeden Fall entscheiden wir uns umzudrehen und die gleiche Strecke zurück zu fahren – jetzt kommt auch die Sonne heraus, und das Leben sieht wieder besser aus.

Diesesmal bemerken wir das Aquaedukt, und entscheiden uns, einen Anlegeplatz zu suchen. Heute wollen wir es in einem Passantenhaven versuchen, so wegen Landstrom und so – wir unterschätzen die Kapazitäten der Homemade massiv. Warga bietet sich an. Auch wenn es fast wieder in Grou ist.

Am Nordende den Schildern ‚Passantenhaven‘ gefolgt, aber irgendwie kein Platz. Aber auf der anderen Seite soll es ja auch noch Plätze geben, also umdrehen, wieder raus, um’s Ort rum (die Brücke im Ort ist zu schmal), und wieder in den Ort rein. Wunderschöne Liegeplätze mit Landstrom. Angelegt, und die grosse Frage, wie funktioniert das mit dem Lieggeld?
Den Bootsnachbarn zugewinkt, kurz auf ein Schwätzchen vorbei, gefragt, wie ist das mit dem Lieggeld – so gegen 7 kommt der Hafenmeister, und kassiert, und wenn man nicht da ist, kommen sie am Morgen nochmal. Und es gibt zwar Läden, aber die sind schon zu, und ein Imbisswagen, und eine Pizzeria. Wir laufen erstmal los, und schauen uns um – schnuckleliges kleines Dorf, Pizzeria schnell gefunden, Supermarkt tatsächlich zu bis Montag (wir brauchen Milch für den Kaffee), und am Imbisswagen erstmal 2 Portionen Pommes geholt, für den schnellen Hunger.
Ich geh zum Schiff zurück, der Skipper will probieren ob’s an der Tankstelle Milch gibt (die ist zu, Überraschung). Wie alle wieder an Bord sind (also wir beiden Hübschen), werden erstmal die Pommes gegessen, dann stellen wir fest, es gibt ein offenes WLAN (vom Fussballverein), und wir sitzen in der Plicht und warten auf den Hafenmeister.

Es ‚klopft‘, und eine nette ältere Dame bringt eine kleine Tasche mit einem Willkommensgeschenk – ein Blöckchen, Stift, Kekse vom Bäcker, Tourismusbroschüren, Gutscheine für alle möglichen Läden im Ort – zuckersüss. Gegen 20:00 Uhr kommt auch die Hafenmeisterin, wir zahlen die Liegegebühr, und gehen danach in den Ort, Pizza essen.

Schöner Tag – aber die Kletterei ist anstrengend. Wir nehmen zur Kenntnis, dass 2-4 Stunden Fahren am Tag schon genug sind.