Eins vorab – Seen machen echt keinen Spass! Aber dazu später.

Beim Frühstück entscheiden wir uns für den Besuch in Joure. Also los, durch eine offene Schleuse, hinter ein paar Standseglern her (ehrlich – wenn wir die letzten beiden Tage einen Segler mit etwas Geschwindigkeit gesehen haben, hat entweder jemand gerudert, oder sie hatten den Aussenbordmotor an), hinein nach Joure. Wunderschöne Anlegemöglichkeiten auf beiden Seiten des Kanals, und obwohl es doch noch nicht richtig Saison ist, ist doch gut 2/3 der Plätze belegt – wir finden ein freies Plätzchen, legen aber mit der Backbord-Seite an (normalerweise immer über die Steuerbordseite, weil wegen Radeffekt und so – und vor allem, weil die Fender und Seile (Skipper: Seile!!!! Das heisst LEINEN! Nenn es doch gleich Schnüre!!) auf der Seite schon vorhanden sind, und auch die Spiegeltür im Heck rechts ist). Das heisst auf jeden Fall, ein sehr gefragter Kletteraffe (oh, der Skipper meinte, alternativ wurde auch schon CNO (Chief Navigation Officer) oder CCM (Chief of Coordination and Maneuver) vorgeschlagen, aber irgendwie bleibts wohl beim Äffchen) – Fender anbringen, Leinen finden und an Bord befestigen, an Land springen und festbinden (jaja, bevor der Skipper was sagt – festmachen) – das Äffchen ist gut unterwegs. Der Skipper hat vorher sich informiert, wo wir alles finden können was wir brauchen – alles in einer Strasse, der Fussgängerzone – und um dahin zu kommen, müssen wir aber erstmal den Kanal queren – und das geht in einer superlustigen Selbstbedienungsfähre. Man drückt einen Knopf, und die kommt auf die gewünschte Seite, und beim Queren muss man auch den Knopf gedrückt halten, und das Ding setzt einen über. Ist neu, und computergesteuert, und viel besser als die alte Version mit Kette, da hat sich immer Plastik und so verheddert (wurde uns von einem kundigen Einheimischen (wahrscheinlich, vielleicht auch nur ein Bootsnachbar) erzählt.

In der Fussgängerzone ist das erste Geschäft, welches wir sehen, ein ‚Eisenwarenhandel‘ – und der hat Bootseimer. Und Marekrittewimpel. Und Putzzeug. Und Fender, und Festmacher, und Landanker, und was man sonst noch so brauchen könnte. Und eine Eisdiele direkt nebenan. Nachdem wir nun wissen, dass wir jede Menge des Bootsbedarfs hier finden, gehen wir erstmal Eis essen, und schlendern dann weiter. Kaufen Bücher (irgendwie muss ich ja holländisch lernen), Süssigkeiten (wie sagte schon Adriano Celentano? ‚Gib dem Affen Zucker‘), Lebensmittel, nochmal etwas Milch, Kehrschaufel und Besen, Brot und Appeltaart, um dann nochmal in den Eisenwarenladen für den Ersatzeimer und den Wimpel. Und Putzzeug. Voll beladen gehen wir erstmal ein Sandwich essen (mit faszinierender Zwiebel- oder Randen-Marmelade), bevor wir zur Homemade zurückgehen. Dabei suchen wir noch das Büro des Hafenmeisters, weil wir Schilder gesehen haben, dass wenn man tagsüber anlegt für ein paar Stunden wird ein Lieggeld von 2 Euro fällig – völlig in Ordnung für diese tolle Infrastruktur. Am Büro hängt ein Schild, der Hafenmeister sei gegen 3 wieder zurück, und ausserdem sind die Passwörter für das Hafen-WLAN angeschrieben. Es ist ½ 3, die Zeit kriegen wir locker rum (vor allem mit Internet). Einkäufe verräumt, Persenning geöffnet, Rechner geholt, Kaffee gemacht, und dabei den Kanal und das andere Ufer im Blick (Anlegen auf der Steuerbordseite hat mit Sicherheit auch Vorteile). Irgendwann sehen wir den Hafenmeister das Büro aufschliessen (hatten wir erwähnt, dass die Holländer gemütlich sind? Ist so ungefähr 15:15 Uhr), ich geh los, nehm gleich noch den Müll mit, den ich in einem der bereitgestellten Kübel entsorge, nehme die Fähre, und geh das Lieggeld entrichten.
Nach kurzem Missverständnis (nein, nicht die Nacht, einfach bis eben, für ein paar Stunden zum Einkaufen) ist der Hafenmeister sichtlich überrascht, und meint, ach was, das sei gut so, und wenn es uns so gut gefalle, sollten wir mal für ne Nacht kommen (das nächste Mal vielleicht) – sehr freundlich, sehr nett, sehr aufgeräumt, tadellos. Und ja, mit Sicherheit 2 Euro wert, auch wenn man nur ein paar Stunden da liegt.

Aber jetzt weiter – so langsam müssen wir wieder Richtung Grou, schliesslich müssen wir übermorgen das Schiff (leider) wieder abgeben. Und was mit dem Fahrrad ein hübscher Nachmittagsausflug ist, ist mit dem Schiff ein paar Tagesreisen (oder wenn man es drauf anlegt, kann man auch Wochen draus machen). Perfekte Kehrtwende im Kanal in Joure, dann wieder zurück durch die Schleuse – diesmal mit tierischen Schleusenwärtern. Nach der Schleuse Richtung Langwar, und entlang den Tonnen im Langwarder Wielen. Und ja, ich mag keine Seen. Da wo laut Karte die Fahrrinne sein sollte, ist gesperrt, ein Baggerschiff scheint die Fahrrinne auszubaggern. Und die Tonnen sind fürchterlich verwirrend, vor allem, da wir irgendwo in der Mitte des Sees rechts abbiegen hätten müssen, weiter südlich geht’s nur zum Passantenhafen, bzw. zu einem Segelgebiet. Die Tonnen scheinen nur grade aus zu führen. Von rechts (Skipper: nur zum sagen, rechts und links gibts nicht, das ist Steuerbord. Und der Eimer heisst Pütz, wenn wir schon grad dabei sind) kommt ein Schiff – dann sollten wir da wahrscheinlich auch hin – und weiter weg sind wieder Tonnen. Also dahin, wo der andere herkam (und lustiger Weise noch zwei Schiffe hinter uns her) – und das Echolot fängt wieder an sehr beunruhigende Meldungen zu geben – der niedrigste Stand war 0.50 (und das Schiff hat wohl so 1.20 Tiefgang…). Stresspegel steigt massiv. Irgendwann kommen vor uns wieder Tonnen, die in das Fahrwasser führen, welches wir eigentlich wollten (und wo wir den Abzweig verpasst haben, bzw. das Fahrwasser gekreuzt haben, ist mir immer noch ein totales Rätsel) – und wir haben wieder soviel Wasser unter dem Kiel dass auch das Echolot wieder vernünftig anzeigt.

Endlich wieder in einem Kanal.
Auch wenn eine Autofähre direkt vor uns kreuzt, who cares, das stecken wir mit links weg. Am nächsten Marekritte-Platz angelegt, wunderbares Anlegemanöver, nur durchkreuzt von meinem ‚oh weh‘ – was allerdings nicht der Fahrweise des Skippers galt, sondern der Art der Anlegestelle. Hatten wir bisher immer einen Steg, der mindestens 50 cm breit war (und die meisten ein gutes Stück breiter), ist es dieses Mal nur ein Balken – und ich schwöre, ein Schwebebalken ist breiter!!!! Hinten ist Dank der Badeplattform und der Massarbeit beim Anlegen schnell festgebunden, vorne ist jetzt Gelegenheit, das Seilwerfen zu üben. Klappt hervorragend, nur verfängt sich das Seil an Schrauben im Poller, und der Affe darf turnen gehen. Hätte mir mal wer vorher gesagt, dass ich sowas machen muss, hätte ich mir das mit dem Boot noch ein paar Mal überlegt. Zur Belohnung gabs Kaffee mit Appeltaart.

Jetzt liegen wir hier für die Nacht, morgen wollen wir die Schnellstrasse (den Prinses Margriet-Kanal) Richtung Norden nehmen (dummerweise müssen wir vorher nochmal durch einen See mit Tonnen), aber jetzt gibt’s erstmal Abendessen und eine tolle Abendstimmung.

Nachtrag: Das mit Steuerbord und Backbord ist irgendwie grad mal gar nicht logisch – sitzt in unserem Boot das Steuer doch links, also Backbord und nicht Steuerbord. Und anlegt wird meist rechts, also Steuerbord, und nicht wie’s logisch wäre Backbord. Ganz ehrlich, das hilft bei meiner Rechts-Links-Schwäche nicht wirklich weiter 🙂