Heute ist es aufregend… und dabei hat alles so schön ruhig angefangen.

Früh bei strahlendem Sonnenschein aufgestanden, gefrühstückt, und losgefahren. Dann – Warnung auf dem Monitor, Motor überprüfen. Und wir bereits im Prinses Margriet Kanal, mit Dickschiffen rundum. Und eigentlich keine Anlegeplätze. Ein Blick unter die Luke, Wasser in der Bilge – das ist neu, wir haben jeden Abend einen trockenen Bilgenboden angeschaut. Wir beschliessen, notfallmässig vor einer Brücke anzulegen – ganz sicher kein empfehlenswerter Platz.
Anruf bei der Werft, wir glauben auch zusätzlich Öl zum Wasser in der Bilge zu sehen. Und, wenn der Motor an ist, kommt jede Menge des Kühlwassers an einem Schlauch raus. Heisst also, ab und an Bilgenpumpe anschmeissen. Beim Anruf wird uns geraten, bitte doch besser in der Werft vorbeizuschauen, was wir auch ganz sicher vorhaben – und beim Weiterfahren stellen wir fest, dass das Wasser in der Bilge mehr wird – die Bilgenpumpe scheint nicht zu funktionieren.

Wir sehen Anlegeplätze rechts, und haben das Gefühl, dass wir besser mal anlegen, und mit dem Eimer anfangen, das Wasser rauszutragen – also angelegt (klappt eigentlich ganz gut, aber mit dem Stress heute haben wir leichte Kommunikationsschwierigkeiten, was die Länge der Leinen angeht, ausserdem hat sich dann zu allem drauf auch noch ein Fender gelöst – aber auch das lässt sich lösen, wirklich, die Lektion für’s Leben vom Boot hier ist, Ruhe und klare Kommunikation helfen echt weiter).
Luken auf, den Motor nochmal angeschaut, Sicherung für Bilgenpumpe gesucht, und natürlich nicht gefunden, Entschluss zum Eimer gefasst, gefühlt das 10. Mal den Bilgenpumpenschalter umgelegt, und hey ho, dieses Mal funktioniert sie!
Wasser abgepumpt, und uns entschieden, eine Kleinigkeit zu essen – wir haben an Starteiland angelegt, eine Insel mit Fährverbindung, Campingplatz, und Café. Und nach jeweils einer Cola mit viel Zucker sieht die Lage schon nicht mehr ganz so hoffnungslos aus. Reminder to myself: für den nächsten Turn eine grosse Flasche Notfall-Limo mit hohem Zuckergehalt mitnehmen!

Wieder am Schiff zurück nochmal schauen, was wir tun können. Wasser kommt nur ins Schiff von der Kühlung, das heisst, solange die Bilgenpumpe funktioniert, ist alles gut. Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nach MacGuyver Art repariert, und nochmal geschaut, ob alles geht, ob die Temperaturen im Rahmen sind, und überhaupt.

Dann noch ein bisschen klar Schiff machen bevor wir zur Werft fahren, und macht eh Sinn, da wir morgen ja leider die Homemade wieder abgeben müssen.

Wir legen wieder ab, und scheren nach einem Dickschiff und einer anderen Yacht in den Verkehr ein.

Die Schleuse am Sneekermeer sieht zwar furchteinflössend aus, mit Einbahnstrassen, ist aber easy. Und wir bekommen eine Ahnung, wie es in der Saison mit gutem Wetter aussehen kann – voll!

Zwischendurch immer mal wieder der Blick in die Bilge, und bei 10 cm Wasser wird die Bilgenpumpe eingeschaltet – sieht aus, als ob sie sich zu Beginn nur bitten lassen wollte, ansonsten funktioniert sie jetzt (war wahrscheinlich eine Luftblase zu Beginn, die sich dann gelöst hat). Ausserdem sieht es so aus, als ob die MacGuyver-Reparatur am Schlauch mit Panzerband auch geholfen hat, es tritt viel weniger Wasser aus. Aber spätestens jetzt bin ich mir sicher, dass das MacGuyver Set (Schweizer Armeemesser und Panzerband) auf jeden Fall das nächste Mal auch wieder dabei sind. Dann aber vor allem auch das verstärkte Panzerband!

Regelmässiges Öffnen der Luke beruhigt – der Wasserstand in der Bilge ist überschaubar, und wir fahren mit guter Geschwindigkeit den Princes Margriet Kanal hoch – und trotzdem werden wir von einem Traktor an Land nicht nur überholt, sondern sogar gnadenlos deklassiert 🙂

Alle 20 Minuten die Bilgepumpe an, und wir fahren zur Werft.

Ein freundlicher Werftarbeiter hilft beim Anlegen nach einem tollen vorwärts Einparkmanöver in eine Parkbox – leider war der Werftchef nicht da, der unsere ersten Anlegeversuche noch kennt 😉

Der Mechaniker kommt, schmunzelt ein klein bisschen über die MacGuyver-Reparatur, zieht alle Schellen und Schrauben an, pumpt das Wasser noch ab, welches sich im Mittelteil gesammelt hat (und anscheinend ist wohl doch kein Öl ausgetreten, das Kanalwasser hat nur die Farbe von frischem Öl – was es mir aber trotzdem nicht zum Schwimmen empfiehlt, auch wenn man immer wieder Familien darin baden sieht!). Das sich die Schellen etwas gelöst haben, kann vorkommen, sie wurden angezogen, bevor wir ausgelaufen waren, aber ist wie bei Radmuttern nach dem Radwechsel beim Auto – nach einer gewissen Laufzeit wieder nachziehen – wir hatten da einfach ein klein bisschen Pech. Aber uns soll nie etwas Schlimmeres passieren 🙂
Auf jeden Fall sitzen wir erstmal an der Werft, trinken Kaffee, und checken mails.

Nach einer knappen Stunde (vor allem, weil das Wasser mit dem Ölscheider ausgepumpt wird, um sicher zu gehen, dass kein Öl ausgetreten ist) und viel Schweiss des Mechanikers (es ist heute wirklich richtig schön und sonnig, und der Motor strahlt auch jede Menge Wärme ab) sind wir wieder startklar, und entscheiden uns, heute nochmal nach Warga zu fahren, wo es uns vor ein paar Tagen so gut gefallen hat. Heute sollten auch die Geschäfte offen haben.
Kurz ins Dorf, wo am Samstag ja leider schon alles zu hatte, zu dem Bäcker, von dem die tollen Kekse in der Willkommenstüte vom letzten Mal waren, in den Supermarkt für Mineralwasser, Notfallcola und Eis, und zurück auf’s Boot, und die Sonne geniessen – je nach Sonnenbrandveranlagung auf dem Vordeck (Skipper) oder Achterdeck im Schatten (na wer wohl!).

Da wir jetzt besser wissen, was die Homemade kann, ziehen wir noch nicht mal das Landstromkabel aus dem Schrank, das bisschen Strom, was wir verbrauchen schafft die Homemade locker.

Heute abend noch gemütlich die restlichen Vorräte aufvespern, und dann die letzte Nacht auf der Homemade.