Mitten in der Nacht werden wir von heftigem Regen geweckt – also Dachluke zu, und kurz rausgeschaut – die Welt geht unter 😉

Am Morgen strahlender Sonnenschein, wir legen die heutige Route fest – über Terherne (wo wir evt. lunchen wollen), dann weiter nach Joure. Mal sehen wie weit wir kommen. Wir sehen, wie die Bootsnachbarn (hatte ich schon erwähnt, dass Bootsnachbarn immer sehr, sehr nett sind?) ihr Schiff gründlich schrubben – und der Skipper denkt sich, was die können kann er auch. Eimer und Bürste aus der Plicht geholt, den Eimer (Skipper: „Pütz heisst der!“) am Seil ins Wasser gelassen, und angefangen, das Deck zu schrubben. Plötzlich ein Schrei… das Seil kommt ohne Eimer wieder. Und weil es ein spezieller Bootseimer aus Gummi ist, schwimmt er auch nicht. Unser erster ‚Schaden‘ am Boot.
Lesson Learned: Sich nie auf anderer Leute Befestigungen verlassen, sondern immer selber schauen, ob alles fest ist.

Als wir ablegen wollen, fährt eine Yacht mit guter Geschwindigkeit vorbei, und schlägt dabei solche Wellen, dass es uns beinahe das Boot losreist. Merke: lieber etwas langsamer und einen Stau hinter sich verursachen, als Schäden anzurichten.

Abgelegt, kurz darauf die erste Brücke, wieder mit Brückengeld. Der Holzschuh macht mir mal grade gar nichts mehr aus.

Jetzt geht’s erstmal eine Weile auf einer Art Autobahn, bis der Skipper sich meldet: Brücke voraus. iPad sagt, die Brücke hat 2.70, Karte sagt, die Brücke hat 2.40, Kletteraffe sagt, die Brücke muss geöffnet werden, no way dass wir da durchpassen. Wir sehen eine Art ‚Klingelknopf‘ am Ufer – heisst wohl, da drücken für eine automatische Öffnung. Dann machen wir das mal – wo der Bootshaken beim Eimer suchen versagt hat, ist er jetzt sehr nützlich – ich fühle mich wie ein Ritter mit seiner Lanze, beim Versuch vom treibenden Schiff den Knopf zu treffen 🙂

(Ok, grosses Lob an den Skipper, er ist so toll gefahren, ich hätte das auch locker mit der Hand machen können)

Weiter geht’s, und schon sind wir bei Terherne. Jetzt fängt der Stress an – grosse Frachtschiffe, Tonnen, die das Fahrwasser markieren, eine Schleuse mit Einbahnfahrspuren, viele kleinere Boote, und keine Ahnung, wo man anlegen könnte für eine Pause. Wir versuchen, in zwei Yachhäfen ein Plätzchen zu finden, aber brechen beide Versuche ab (natürlich nicht ohne Rückwärts fahren, Manövrieren auf engstem Raum, und der Sorge irgendwas an unserm Schiff oder bei den anderen kaputt zu machen). Wir entscheiden uns, weiter zu fahren – und uns irgendwo ein Plätzchen zu suchen, um erstmal Kaffee zu trinken. Kurz mal verfahren (ist gar nicht so einfach, auf dem Wasser nach Karte zu navigieren, irgendwie fehlen die ‚Landmarks‘), dann doch noch den richtigen Abzweig gefunden, und jetzt liegen wir an einem idyllischen Plätzchen vor Terherne, hatten Kaffee, und geniessen die Sonne auf dem Vordeck. Oh, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor ist auch bei bewölktem Wetter ein Muss!

Weiter geht’s durch den östlichen Teil des Sneeker Meers nach Süden, vorbei an vielen stehenden Segelbooten unter vollem Segel (es ist wirklich so gut wie windstill, die Segler kommen nicht wirklich voran), wieder in den Kanal. So spannend es sich zuvor angehört hatte, auf den Seen zu fahren, so langweilig und gleichzeitig stressig ist es – langweilig weil nichts zu sehen ist, stressig weil man zum einen ständig aufs Echolot schaut (welchem wir in der Zwischenzeit jegliche Kompetenz absprechen, welches mit Angaben wie 0.8 m aber trotzdem den Stresspegel wahnsinnig erhöhen kann), und auch, weil man nicht wirklich an irgendetwas festmachen kann, wo man gerade ist, das heisst, ständig das Ufer im Auge behalten und mit der Karte abgleichen.

Auf jeden Fall sind wir heil im Kanal angekommen, und sehen wieder wunderschöne Marekritte Anlegeplätze – und ein Häuschen, an welchem man sein Schwarzwasser (der Tank, an den die Toilette angeschlossen ist) kostenlos abpumpen kann. Weiter geht’s, an einem Segelcafe mit Fahrradfähre vorbei (die Fahrradfähre kennt nix, die fährt halt, egal was kommt) – und sehen, mit jedem weiteren Marekritte-Platz wird’s voller. Also entscheiden wir uns umzudrehen, und an einem der Plätze zwischen Sneeker Meer und dem Segelcafe anzuhalten, Pause zu machen, Kaffee zu trinken, und etwas für unsere Bräune zu tun – heute ist der erste Tag, an dem wir einigermassen Sonne haben. Wie wir liegen, beschliessen wir, dass es eigentlich so schön ist, dass wir hier bleiben, und Joure entweder auf morgen, oder die nächsten Ferien vertagen.