Die Sonne scheint. Kurz nachdem wir aufgewacht sind, kam der Hafenmeister vorbei, und hat die Liegegebühr für letzte Nacht kassiert – und weils so ein schöner Tag war, hat er die Lady einfach mal 2 Meter kürzer gemacht.

Dabei fällt mir ein: ob die Enten wissen, dass sie eigentlich lig-geld verplicht sind?

Wir beschliessen, dass wir lieber wieder zu unserem ursprünglichen Ziel nach Steenweijk fahren wollen, und nicht weiter ‘den schönsten Kanal Hollands’ entlang, im Bulk mit vielen anderen.

Nach einem Kaffee ohne Frühstück los – die Schleuse ist schon wieder geöffnet, und spuckt regelmässig schwallweise Boote aus. Da wir Richtung Schleuse angelegt haben, muss der Skipper die Lady etwas zurück fahren, und dann drehen. Also einen Schwung aus der Schleuse abwarten, rückwärts fahren, Hintern in einen Seitenkanal, losfahren. Und weil der Bootsaffe nicht aufgepasst hat, landen wir natürlich mitten in einem Erguss aus der Schleuse. Aber bevor der Skipper richtig anfangen kann zu grummeln, haben wir nach knapp 10 Minuten Fahrt (der Skipper sagt höchstens 5!) unseren ersten Anlegeplatz für heute erreicht: Ein Steg mitten im Giethoorner Meer, der mir gestern schon aufgefallen war. Angelegt, und erst mal in traumhafter Kulisse in aller Ruhe gefrühstückt.

Und dann erstmal ne Weile sitzen geblieben, und die Seele baumeln lassen.

   

So gegen Mittag, in der Schleusenpause dann wieder weiter, erstmal ein Stück zurück von wo wir gestern gekommen sind. Irgendwann sollten wir rechts in den Steenwijkerdiep, aber auf den ersten Blick sah es so aus, als ob es sich um einen Sack-Kanal handelt, und ich winke den Skipper weiter – um dann festzustellen, da hätten wir doch abbiegen müssen. Also erneut eine Gelegenheit zum Wenden suchen. Gut erweitert sich der Kanal ein kurzes Stück weiter, so dass die gut 13m der Lady auch querstehen können. Und – lässt man sie, hat die Lady ja eh eine Tendenz sich querzustellen. Mit ganz viel Ruhe und ohne Bug- und Heckstrahl-Ruder zirkelt der Skipper die Lady einmal um 180° – perfektes Manöver. Diesesmal klappt dann auch das Abbiegen – und ich nehm wirklich ALLES zurück, was ich gestern über die Anlegestellen in Overijssel gesagt habe. Dieser Kanal ist ruhig, ungefähr jeden Kilometer ein wunderschöner, gepflegter Anlegeplatz – es scheint, als ob eben die Haupt-Touristen-Route sehr stark in Mitleidenschaft gezogen wird.

  

Pünktlich um 5 nach 1 erreichen wir die erste Brücke (Brückenpause ist von 12 bis 1), der Brückenwärter sieht uns heranzuckeln und öffnet uns die Brücke so, dass wir nicht mal abbremsen müssen (gut, wir fahren auch nur 5km/h), Holzschuh fliegt, Brückengeld wechselt den Besitzer, uns wird eine schöne Reise gewünscht.

Gemächlich tuckern wir weiter, an Seerosen und Enten und Gänsen vorbei, werden links und rechts von radelnden Senioren überholt.

Ein kleines Stück weiter legen wir wieder an, für eine Kaffeepause: Wir haben noch Appeltaart – und das Glace für den Stau gestern. Heute sind wir grösstenteils alleine unterwegs, heute lässt es sich nicht rechtfertigen.

    

So gegen 3 legen wir wieder ab, und machen uns weiter auf Richtung Steenwijk. Noch eine Brücke, noch zwei weitere wunderschöne Anlegeplätze, und wir kommen kurz vor 4 in Steenwijk an. Ein Kanal in der Stadt ist der Passantenhafen, sehr schön angelegt, und mit viel Platz. Wir legen an, und laufen Richtung Innenstadt, beim Hafenmeister vorbei, der etwas enttäuscht ist, dass wir nicht über Nacht bleiben wollen, uns aber die Liegegebühr erlässt, wenn wir in 2 Stunden wieder weg sind (und die Läden hätten auch nur bis 6 geöffnet).

Hübsche Innenstadt, wir bummeln etwas, gehen ein bisschen shoppen, und kaufen auf dem Rückweg unser Abendessen und das Frühstück für die nächsten Tage. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk sind wir kurz vor 6 wieder am Boot, der Skipper wendet die Lady wieder auf der Stelle, und wir fahren zurück zum letzten Anlegeplatz im Steewijkerdiep.

Für die Nacht angelegt, abend gegessen, und uns weiter treiben lassen – ganz ehrlich, der Ausblick ist Kitsch pur.